ManagerInnen, geht in den Zirkus!

Zum Glück gehört meine Lebensphase als Workaholic der Vergangenheit an. So findet sich Zeit fürs Erleben anderer Welten. Dennoch bleibt die Wahrnehmung meiner Umwelt irgendwie dann doch immer professionell konditioniert. Und selbst (oder gerade) in Momenten der Entspannung und des Genießens funktioniere ich wie ein Schwamm und sauge alles auf, was mit meinem Thema korrespondiert. Einmal Designwissenschaftler, immer Designwissenschaftler?! Manchmal geht es mir selbst schon ein wenig auf die Nerven. Aber Spaß macht es immer wieder.

Nehmen wir das letzte Wochenende: Freitagabend gab es Satire – das ZDF Magazin Royale zog die Design-Pleite der CDU durch den Kakao und dann mussten die Image-Filme der Bundesländer auf den Catwalk der imponierenden Ähnlichkeiten. Warum sind EntscheidungsträgerInnen so hilflos und mutlos, wenn doch eigentlich Kreativität gefragt ist? Angst vor der eigenen kulturellen Courage?

Am Samstag ging es zum Düsseldorf Festival zum Besuch von „Duel Reality“ der kanadischen Formation „Les 7 doigts de la main“ – über eine Stunde Vollgas! Artistik, Entertainment und Kunst auf der Überholspur – so erfindet man das gemächliche Geschäftsmodell von Zirkus neu. Das Ergebnis dieses kreativen Prozesses beeindruckte das Publikum, das sich durch alle Altersklassen und soziale Schichten zog. Mich faszinierte die Professionalität der Athleten auf der Bühne – jeder für sich auf einem extrem hohen Niveau und das Zusammenspiel der Akteure verstärkte diese Klasse zu einer sensationellen Performance. Von diesem Prinzip der Teamarbeit könnten sich Wirtschaft, Wissenschaft und Administration einiges abgucken. Man nehme nur den aktuellen Fall der Beschaffung der digitalen Funkgeräte für die Bundeswehr. Der Dienstweg scheint zu Sackgassen ohne Wendehammer mutiert zu sein – peinlich unterambitioniert und unsportlich!

„Mit Götz Alsmann ins Konzert“ ging es am Sonntag und die Essener Philharmoniker spielten Auszüge aus „Don Juan“ von Richard Strauss und aus „Feste Romane“ von Ottorino Respighi. Götz Alsmann führte in die Werke ein, indem er unterhaltsam Hintergründe erläuterte und die Komponisten historisch verortete. So machte sich Richard Strauss nicht nur als Musiker einen Namen, sondern auch als Kulturpolitiker. Er kämpfte für das Urheberrecht und damit auch für ökonomische Gerechtigkeit gegenüber der Kunst. Und über Ottorino Respighi erfuhr man, dass er, um seine künstlerischen Standards auszudehnen, auch schon einmal Vogelstimmen von einem Grammophon in seine Kompositionen einbaute. Was kann man von einem Kultur-Wochenende in den Alltag der Krisen mitnehmen? Wer die Entwicklungen in seiner Umwelt sehen will, muss wissen, dass diese sehr viel größer als seine Wahrnehmung ist. Jede Wahrnehmung kann etwas Erstaunliches bieten, etwas Inspirierendes und sollte Kreativität freisetzen. ManagerInnen, geht in den Zirkus und lernt von der Kultur und den KünstlerInnen!

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