Progressiv im Vordenken, programmatisch im Vormachen

Etwas Unrichtiges oder gar Falsches wird nicht wahrer, wenn man es ständig wiederholt. Das einzige, wozu es führt, ist, dass es die eigene Lernkurve flach hält. So kriege ich immer wieder zu hören und vor allem zu lesen, dass ja ein einzelnes Unternehmen nicht die Welt retten kann. Inzwischen sind diese Äußerungen für mich nur der billige Versuch, sich vor der eigenen Verantwortung zu drücken und seinen Business-as-usual-Modus beizubehalten. Im Übrigen führt diese falsche Behauptung, wenn sie von allen Wirtschaftsunternehmen gleichzeitig vertreten wird, zur Beschleunigung der moralischen Verwahrlosung einer Gesellschaft. Auch wird nicht zur Kenntnis genommen, dass es in dieser Welt inzwischen diverse Konzerne gibt, die es sich ob ihrer Größe leisten können, ganze Volkswirtschaften aufzukaufen. Wir sollten endlich damit aufhören, so zu tun, als ob sich das Leben in den Organisationen nur auf der operativen, nämlich der niedrigsten Ebene wirtschaftlichen Handelns abspielt. Unternehmen haben eine normative Ebene, die obwohl sie gerne ignoriert wird, eigentlich der zentrale Ort der Planung von Zukunft geworden ist. Die Evolution von Wirtschaft ist längst eine Frage der Transformation ihrer Werte geworden. 

Wenn wir – Klaus Kofler, Sergej Kreibich und ich – am 16.11.2023 in Dornbirn (Vorarlberg) über „Markenmacht und Moral“ sprechen, wird der Subtext „Welt retten“ selbstverständlich mitschwingen. Gespräch und Diskussion laufen in der Programmreihe „Zukunftsstorys“ und sollen routinierten Denk- und Handlungsstrukturen neue Impulse und Inhalte anbieten. 

Wie könnte die Metaebene für eine solche Zukunftsgeschichte konstruiert sein? Ich denke, zuerst braucht das Konstrukt Marke im unternehmerischen Umfeld eine universale Utopie. Die Dringlichkeit hierfür ziehe ich aus der Notwendigkeit, dass sich das Verständnis von Management und Leadership neuen Normen öffnet. Der Fokus auf den Profit verschließt das Fenster für künftige Perspektiven. Als Credo für eine moderne Markenphilosophie lautet meine Idee: The Brand – Pacemaker in Transformation. Ja, Schrittmacher im Wandel mit einem Wertegerüst, das die gewandelten Rahmenbedingungen globaler Wirtschaft zum Ausdruck bringt. Nein, es geht nicht um Wirtschaftskritik als „Snack für den kleinen Hunger“, sondern um seriöse Antizipation nachhaltiger Entwicklungen. Die Performance des Unternehmens ist progressiv im Vordenken, und programmatisches Vormachen gilt für die Produkte. Dass dabei selbstredend die klassische wie auch die kreative Wertschöpfungskette für die Produktion zugrunde liegt, ist Basis für den Profit. Die Marke wird zum Manifest einer evolutionären Existenz von Unternehmen! Profitieren würden davon alle – die Wirtschaft und die Gesellschaft, die Kunden und die Umwelt. Transformation darf nicht am eigenen Tellerrand enden – das gilt auch für das Markenkonstrukt.

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